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Die Linie, die kleiner wird.

Menschen erleben das Auf und Ab des Alltags als Probleme, Herausforderungen, Niederlagen und Siege.

Manche versuchen, möglichst keine Niederlagen zu erleben, und tun alles, um immer oben auf zu schwimmen. Ich behaupte einmal, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis sich dieser Lebensansatz als nicht durchführbar offenbart. Schlauer sind schon die, die aus ihren Niederlagen lernen wollen, damit sie doch dazu kommen, nur noch zu „siegen“. Man merzt leidvolle vermeintliche Fehlverhalten aus, versucht sie nicht mehr zu wiederholen.

Spirituelle Menschen versuchen den Problemen (meist ist ja das Wort „Herausforderungen“ schon eine Methode, um das Ganze nicht so schlimm wirken zu lassen :)) einfach nicht zu beachten. Das geht mehr oder weniger gut, wohl prinzipiell eher weniger. Das hat seinen Grund. Wenn meine Probleme so präsent für mich sind und mich so sehr beschäftigen, dass ich spirituelle „Methoden“ anwende, um ihnen zu entgehen, dann bin ich ja auf der Ebene der Probleme und daher kann ich ihnen nicht wirklich gleichgültig gegenüber sein.

Wiederum liegt im Yoga die Lösung ganz wo anders. Es ist die Geschichte des Meisters Ram Tirth, der ein Mathematikprofessor um die vor letzte Jahrhundertwende in Indien war, die das präzise erklärt. Meine Meisterin hat diese Geschichte einmal in einem Vortrag erzählt. Er zeichnete mit der Kreide eine Linie auf die Tafel und trug seinen Schülern auf, diese Linie zu verkürzen…. ohne sie zu berühren. Für die Schüler eine unlösbare Aufgabe. Sie versuchten mit allen Tricks die Linie zu bearbeiten, nur um immer wieder von Ram Tirth auf die Aufgabenstellung hingewiesen zu werden: die Linie darf nicht berührt werden.

Die meisten Menschen bearbeiten die Linie, mit allen Tricks und Mitteln. Des Rätsels Lösung war einfach. Ram Tirth nahm die Kreide nochmals in die Hand und zeichnete eine längere Linie unter die Erste. Damit war diese kürzer.

Wenn wir uns von dem Auf und Ab nicht all zu sehr verunsichern lassen, es hinnehmen, ohne gleichgültig oder pessimistisch zu sein, und unsere Praxis weiterführen, (Mantra mit dem Atem verbinden und möglichst oft wiederholen, meditieren und bei Abschweifungen in der Meditation KOMMENTARLOS,während und nach der Meditation, wieder zum Atem und zum Mantras zurückzukehren, unser Verständnis ausweiten), dann wird durch den Segen der inneren Kraft von selbst die größere Linie sichtbar.

Man kann, das ist meine Erfahrung und das Ergebnis meines Studiums, das Leben nicht in den Griff kriegen, auf Dauer, und ganz sicher nicht bewältigen, in dem man an ihm „rummacht“. Aber wenn ICH mit der Zeit „auftauche“, dann ist das Leben, mit seinem auf und ab und seinen Gezeiten sogar mehr und mehr unterhaltsam. 🙂

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